Die Geschichte der Ulmer Familien
Die Geschichte der Ulmer Familien wird dokumentiert durch die Einträge in die Kirchenbücher. Durch die zeitweilige Zugehörigkeit der Gemeinde Ulm zum Kirchspiel Scherzheim finden wir durch die Anlage des Kirchenbuchs Lichtenau, wohin während der beginnenden Reformation der Sitz des Pfarrers verlegt wurde, auch Einträge, die Ulmer Bürger betreffen. Der Beginn dieser Anlage erfolgte im Jahre 1565 durch Pfarrer Mathesius. In ihm finden wir 121 Tauf- und 28 Traueinträge, die Ulmer Pfarrangehörige betreffen. Diese Einträge erfolgten in der Zeit von 1565 bis 1579. Die Nachkommen einiger der darbei genannten Familien leben auch heute noch in Ulm und ihre Geschlechter dürfen als die ältesten von Ulm genannt werden.. Es sind das :
Weiss 1565
Wagner 1565
Götz 1567
Friedmann 1567
Meyer 1567
Winter 1568.
Durch die Regierungsübernahme durch den jungen Markgrafen Philipp II. im Jahre 1577 wurde in Ulm die durch Reichsgesetz gedeckte
Gegenreformation begonnen. . Das bedeutete für Ulm Abtrennung vom lutherischen Kirchspiel Scherzheim und Eingliederung in die Klosterpfarrei Schwarzach und der damit verbundenen Änderung des Bekenntnisses.. Die Klosterpfarrei war sehr groß und umfasste sieben Teilgemeinden: Schwarzach, Hildmannsfeld, Greffern, Ulm, Moos, Leiberstung und Kinzhurst (heute Oberbruch). Zum Glück sind die Einträge in die Kirchenbücher (mit einer wichtigen Ausnahme) nach Filialgemeinden geordnet. Das bedeutet, dass Ulm jeweils für sich erscheint.
An dieser Stelle ist es angezeigt, etwas über die sozialen Bindungen der Ulmer Bevölkerung auszusagen. Die Bewohner des Dorfes bilden eine große Gemeinschaft . Jeder kennt jeden und teilt mit jedem Freud und Leid. Durch die Bindung der wirtschaftlichen Existenz an den Grundbesitz (Äcker und Wiesen) war die örtliche Beweglichkeit sehr gering, d.h. Zuzug und Abzug einer Familie waren ein seltenes Ereignis.
Als Filiale der Klosterpfarrei gehörte Ulm als Dorfgemeinschaft aber auch dem nächst größeren Lebenskreis der Pfarrgemeinde an. Bei der gemeinsamen Teilnahme am kirchlichen Leben der großen Pfarrei wie Gottesdiensten, Prozessionen, Wallfahrten, Beerdigungen usw hatte dieser zweite Lebenskreis eine besondere Bedeutung gewonnen. Das heißt, der Bekanntenkreis außerhalb des Dorfes war weitgehend auf die Klosterpfarrei konzentriert. Durch die staatsrechtliche Stellung des Klostergebiets (des Abtsstabs) als reichsunmittelbares Territorium wurde diese Tendenz noch verstärkt. Zuzug von Neubürgern war nur möglich durch Witwenheiraten bzw. .Einheiraten oder Ableben eines ganzen Geschlechts.
Nach der Trennung von der Pfarrei Scherzheim bildeten für die nächsten zwei Jahrhunderte für Ulm die Kirchenbücher der Klosterpfarrei Schwarzach die Urkunden für den Bevölkerungsstand.
Das älteste Schwarzacher Kirchenbuch beginnt im Jahre 1612 mit den Eintragungen der geschlossenen Ehen. Leider haben sie den Nachteil, dass die Bürger von Ulm nicht gesondert vermerkt sind, sondern zusammen mit den Scharzacher Eheschließungen eingetragen sind.
Doch können wir annehmen, dass nur
Burkhard (im Jahre 1619)
und Koch, Michael 1621
Ulmer Bürger waren, denn die anderen angeführten Männer erscheinen zwar später (Schell 1681, Nöltner 1699, Volz überhaupt nicht) durch Taufeinträge in Ulm. Sie können aber in dieser langen
Zeitspanne nur in Schwarzach und nicht in Ulm gewohnt haben.
Im Jahre 1613 beginnt das Taufbuch, in dem die Einträge von Ulm gesondert erscheinen. Bis 1648 erscheinen nur die bereits angeführten Namen. Durch die Kriegszeit bedingt ist ihre Anzahl bis 1648 gering.
Da wir die erste Erwähnung eines Familiennamens als historischen Start dieser Familie betrachten wollen, werden wir diese Namen, wenn sie wieder auftreten, nicht mehr anfuhren. Das gilt z.B. für die sechs Familien aus dem Lichtenauer Kirchenbuch, wie für die Namen aus dem Ehebuch (Burkhard, Koch).
In den nachfolgenden Ausführungen werden wir uns ausschließlich an die Angabendes Taufbuchs von 1613 halten, da in ihm die Ulmer getrennt aufgeführt sind. Den Anfang mähen:
Sailer, Jacob 1648
Ruschmann, Hans 1648
Die beiden treten als Einwohner von Hunden auf, wobei Ruschmann 1650 nach Ulm zieht und von dort drei Kinder zur Taufe tragen kann. Die Ruschmann sind schon vor dem großen Krieg in Leiberstung wohnhaft. Dort werden 1616-18 drei Ruschmann angeführt (Michael,Hans und Wendel). Im Jahre 1681 sind in Leiberstung sieben Familien Ruschmann registriert Dieses Dorf ist das Zentrum der Ruschmann - Sippe. Es folgen weitere Ersterwähnungen:
Hoffmann, Jörg 1658 Kleinhans, Jacob 1674 Stolz, Jacob 1678 Schell, Michael 1681
Da in Schwarzach um 1700 fünf Familien Schell wohnhaft sind, und ein Zentrum der Sippe bilden, dürften die Ulmer Schell von dort kommen. Weiter ziehen zu:
Meister, Nikolaus 1690
Nöltner, Johann Martin 1699
Wie die Ruschmann und die Schell haben auch die Nöltner in der Klosterpfarrei ein Zentrum. Gleich zu Beginn der Notierungen werden in Moos sechs Familien Nöltner angeführt:
Nöltner, Jacob 1612, Nöltner, Hans 1613, Nöltner,Peter 1614, Nöltner, Michael 1617, Nöltner, Matthias , Nöltner, Jörg 1618
Um die Jahrhundertwende wird ein Schwabe in Ulm sesshaft. Er gibt Rottenburg am Neckar als Heimatstadt an. Es ist.
Fraß, Martin 1697
Er nutzte die Gelegenheit in Ulm eine Witwe zu heiraten. Vier Jahre später erschien sei Bruder Johann Jacob Fraß und wird auch in Ulm sesshaft. Er gibt das Dorf Wendelsheim bei Rottenburg als Heimat an. Beide sind reich mit Kindern gesegnet
Martin bekommt 11, Jacob 8 Kinder, so dass die Zukunft der Fraß in Ulm gesichert war.
Die Nächsten, die zuzogen , waren:
Zimmermann, Johann 1708
Sprauer, Nikolaus 1712
Sprauer sind bereits 1698 in Greffern nachgewiesen. Von Eberstal im Fürstbistum Mainz, zwischen Jagst und Kocher bei Künzelsau, zog nach Ulm
Hertle, Balthasar 1717 (Bälzerle)
Er heiratet die Witwe Hag und bekommt mehrere Kinder. Es folgt ihm:
Bahlinger, Johann Georg 1722
Es sei noch eine Bemerkung über den Inhalt der Kirchenbucheinträge erlaubt. Ungefähr bis zur Jahrhundertwende 1700 waren keine Angaben über die Herkunft der Zuwanderer üblich. Man hielt das für unwichtig.
Zuzugspause von 1722 bis 1812.
Nach dem Jahre 1722 kommt eine bemerkenswerte Zuzugspause von 90 Jahren. Die wahrscheinlichste Ursache dieser Erscheinung ist die starke Vermehrung der Bevölkerung nach dem Ende der Franzosenkriege. Jedes Dorf hat Mühe, für die Zukunft der eigenen Kinder zu sorgen und hat keine Raum für Zuwanderer. Ja, es beginnt bereits die Zeit der
Auswanderungen.
Erst die beginnende Industrialisierung und der Wegfall von Zuzug- und Wegzugsteuer einschließlich der Leibeigenschaft im neu erstandenen Großherzogtum Baden verursachten eine erhöhte Beweglichkeit der Bevölkerung, so dass man in Ulm bis zur Jahrhundertmitte (1850) 8 Zuwanderer registrieren kann.
Den Anfang macht
Deibel, Andreas 1812,
Taglöhner, kommt von Großweier
Es folgen:
Kohrmann, Michael 1815
kommt von Söllingen In Leiberstung lebt 1670
ein Kohrmann, Caspar
Ulmer, Johann Baptist 1816 von Hagenau.
Klöpfer, Dominikus 1828
Klöpfer 1655 in Moos
Speierer, Ambrosius 1829 Speierer, Georg 1665 in Leiberstung
Ott, Karl 1833
Früh, Sebastian 1838
Schneidermeister und Waldhüter
Hess, Gabriel 1843
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